Jenseits von Jochberg

Bildschirmfoto 2015-02-10 um 16.11.05Darüber, was sich die Verantwortlichen in den Rathäusern von Kirchberg und Kitzbühel gedacht haben, als sie vor kurzem einem Werbespot die Freigabe erteilten, der mehr Skiläufer zu ihnen locken soll, ist nichts bekannt. Aber dass Denken in diesem Falle eher keine Rolle gespielt haben dürfte, wird jedem klar, der die 20 Sekunden vor dem Bildschirm durchhält. Während die Kamera erst über Kirchberg und dann über den Hahnenkamm streichelt, versucht ein Off-Sprecher im Sprechstil der späten 80er Jahre Fassung zu bewahren. Er raunt von Bergen, die Skifahrer prägen und Legenden gebieren bevor er sich zu einer Behauptung versteigt, die junge oder aber sehr müde Werber ihren Auftraggebern meist dann vorschlagen, wenn sie nicht mehr weiter wissen und/oder keine Lust darauf haben, sich mit alten Säcken zu streiten. Wohl wissend, dass sie die Steigerung des Unmöglichen bemühen, zwingen sie den Semperoper-Premiumsprecher eine Version mit «Willkommen im besten Skigebiert der Welt» einzuspielen. So dumm es sich auch anhört, so etwas schafft Mehrheiten. Und da es heutzutage nicht sicher ist, dass alle zuhören, wenn so etwas Fundamentales für viel Geld unter die Leute gebracht wird, setzt man flugs noch einen Hund vor die Hütte, indem man das bereits Gesagte noch einmal fett aufs Bild druckt : «Das beste Skigebiet der Welt» . Si tacuisses …

Abgesehen davon, dass es keinem Skigebiet dieser Welt zukommt, sich diesen Elativ anzuziehen, ist Kirchberg genau so wenig Kitz wie Jochberg. Beide Dörfer sind schlicht Nachbarn des traditionsbeladenen Ortes. Deren Einwohner freuen sich darüber, Auffangstationen für all´ jene zu sein, die sich Kitzbühel nicht leisten können oder dort nicht wohnen wollen. Da der Kitzbühler an sich jedoch seinen Hals ein Leben lang nicht nicht voll genug bekommen kann, versucht er sozusagen auf Kirchberg komm raus aus dem berühmten Berg, der eine noch berühmtere Abfahrt beherbergt, eine Skiarena zu machen. Also wird Kirchberg flugs «eingemeindet» und Jochberg außen vor gelassen. Statt alle Nachbargemeinden hinzuzuziehen und mit einem «GREATER KITZBÜHEL» wenigstens touristisch internationales Format zu beweisen, wird die Kirche kleinkrämerisch im Dorf gelassen. Und in einem Größenwahn, der seinesgleichen sucht, wird aus einem im Verhältnis zu anderen europäischen Skigebieten wirklich überschaubaren Gelände einfach das «weltbeste» gemacht. Sauba, sog i.

Geht´s noch? Kitzbühels Klasse braucht weder Prädikat noch Propaganda! Kitzbühel ist Seiler, Streif, Sonnbühel, Mausefalle, Hocheckhütte, Hausbergkante und meinetwegen auch Hansi Hinterseer ganz in Weiß. Nach Kitzbühel reisen spleenige Briten genau so wie korrupte Russen, dekadente Südländer oder traditionsbewußte und neugierige Skifahrer aus der ganzen Welt. Alle wollen den Sehnsuchtsort erleben. Dort angekommen, vermischt sich alles zu einer wahrlich bizzarren Kombination aus neureichem Gschwerl, Romantik suchenden Bohemians und ambitionierten Sportlern, die von einer überschaubaren Clique unfassbar gieriger lokaler Honoratioren, Geschaffelhubern, Hoteliers und/oder Grundbesitzern ausgenommen werden wie die viel zitierte Weihnachtsgans. Glaubt mir, ich weiß, worüber ich schreibe, da ich als hospitierender Skilehrer mehrere Monate lang diese sehr speziellen Menschen dort kennen lernen «durfte» und ertragen musste. Allerdings haben sie mir die Freude am Skilaufen in dieser vom Herrgott so verwöhnten Region letzlich nicht vergällen können. Auch sei hier angemerkt, dass Kärtner, Salzburger und viele andere wirklich liebenswerte Österreicher ebenfalls herrliche Berge und Skigebiete bewirtschaften und Gäste Wert schätzen anstatt sie nur geringschätzig zu schröpfen.

Umso mehr freue ich mich darauf, Euch schon bald an dieser Stelle das (selbstverständlich subjektiv gesehene) «kompletteste Skigebiet Europas» vorstellen zu dürfen, das mir bislang unter die Bretter gekommen ist. Im Gegensatz zum Tiroler beschränke ich mich dabei auf die Alpen (A / CH / D / FR / ITA) . Denn die Rockies in den USA oder Kanada stehen genau so wie Neuseeland und Australien und der jenseits des Atlantiks hoffentlich anzutreffende Champagnerpuder noch auf meiner to do – Liste.

Wer es sich antun will, hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=kZQLIoMbTnY

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert